Türkischer Militärjet von Syrien abgeschossen

24.06.2012 RK
TURAF_F4_Phantom_2_400

Das syrische Militär hat vorgestern, am 22. Juni 2012 einen türkischen Militärjet vom Typ RF-4ETM (durch die Türkei modernisierte RF-4E Phantom II), nahe der syrischen Mittelmeer-Küstenstadt Latakia abgeschossen.

Die unbewaffnete und ursprünglich für taktische Aufklärungsmissionen konzipierte F-4E Konfiguration, RF-4E war dabei laut türkischen Angaben unbewaffnet und drang ohne Begleitung im Alleingang, möglicherweise im schnellen Tiefflug aus bislang unbekannter Ursache kurzzeitig in den syrischen Luftraum ein. Dabei soll der Aufklärer international unüblich, ohne Vorwarnung, möglicherweise durch syrisches Flak- oder FlaRak-Feuer getroffen worden sein, woraufhin die Maschine ca. 8 Meilen vor der syrischen Küste samt der zweiköpfigen türkischen Besatzung ins Mittelmeer abstürzte. Die RF-4ETM gehörte der auf der 7. Luftwaffenbasis stationierten 173. Şafak Staffel (Morgendämmerung), in der ostanatolischen Erhaç bei Malatya an und war am Freitag Vormittag um 10.30 Uhr Ortszeit (09.30 MEZ) in Richtung Ostmittelmeer gestartet. Nach ca. 1.5 Stunden Flugzeit verschwand dann die RF-4ETM um 11.58 Uhr südwestlich der türkischen Provinz Hatay über dem östlichem Mittelmeer nahe Syrien von Radarschirmen und auch der Funkkontakt wurde unterbrochen. Die Suche nach der zweiköpfigen Besatzung, Hptm. Gökhan Ertan und Lt. Hasan Hüseyin Aksoy geht durch zahlreiche Einheiten der türkischen Küstenwache, Marine, sowie der Luftwaffe weiter. Auch syrische Sucheinheiten beteiligen sich parallel bei der Such-/Rettungsaktion. Unterdessen bedauerte Syrien den Zwischenfall und machte in den letzten Tagen nicht unumstrittene, widersprüchliche Angaben. Dabei habe man u.a. nicht gewusst, dass es sich beim „UFO“ um einen türkischen Militärjet gehandelt habe und man bedauere den „versehentlichen“ Absturz. Syrien betonte dabei, dass gegenüber des Nachbarlandes Türkei keine Feindseligkeit herrsche. Nahezu zeitgleich wurden jedoch seitens Syriens militärische Radaraufzeichnungen veröffentlicht, wonach der türkische RF-4ETM Aufklärer aus der türkischen Richtung kommend, mehrere Kreise zwischen Zypern und der syrischen Küste gedreht haben soll. Es ist im Übrigen nicht auszuschließen, dass es sich bei der RF-4 um einen Phantom aus den ehemaligen bundesdeutschen Luftwaffenbeständen handeln könnte. Die Türkei erwarb in den Jahren 1978-80 nur acht Einheiten neue RF-4E aus den USA, wobei eine später verloren ging. Der Großteil des türkischen RF-4E-Bestandes jedoch stammt aus den ehemaligen Bundeswehrbeständen. Die türkische Luftwaffe bekam nämlich in den Jahren 1992-94 insgesamt 46 Stück gut erhaltene, gebrauchte RF-4E Phantom II geschenkt, von welchen 15 für Ersatzteilzwecke zerlegt worden waren. Mit der Zeit wurden die RF-4E größtenteils nach und nach ausgemustert. Lediglich 18 Maschinen wurden in eigener Regie, im Rahmen des Isik (Licht) Programms der Türken rundum überholt und modernisiert. Die Türkei betreibt in ihrer Region qualitativ und quantitativ eine der schlagkräftigsten, modernen Luftwaffen und verfügt auf Basis der modernen Kampfjets praktisch 240 moderne Jagdbomber vom Typ F-16C/D Block 50/50+ (ursprünglich 270) und 50 (ursprünglich 54) modernisierte, taktische Bomber vom Typ F-4E 2020. Außerdem wird die türkische Luftwaffe, beginnend ab dem Jahr 2015 über 100 hochmoderne Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ F-35 der fünften Generation beschaffen. Darüber hinaus verfügt die türkische Luftwaffe (Türk Hava Kuvvetleri) sieben grosse Lufttanker vom Typ KCR-135R-CRAG, als taktische Turboprop-Transporter 13 x C-130B/E Hercules, 14 x C-160T Transall, 50 x CN-235-100M und zukünftig ab September 2013 zehn strategische A400M Turboprop-Transporter. In der Einführungsphase befindet sich auch der erste der insgesamt vier modernen AWACS-Aufklärer vom Typ Boeing 737-700 AEW/C. Unterdessen bleibt es abzuwarten, wie die Türkei militärisch und politisch auf den Vorfall reagieren wird. Der islamisch-konservative türkische Premier Erdogan berät immer wieder mit seinen Generälen, seinem Geheimdienstchef, dem Kabinett, sowie mit den Oppositionsführern der drei Fraktionen im Türkischen Parlament die aktuelle Lage und die Vorgehensweise, die über Deeskalation oder Eskalation entscheiden bzw. im schlimmsten Fall als Krieg resultieren kann. Artikel: Özge Kilinc
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