AF447, Flugunfallbüro gibt erste Details bekannt

27.05.2011 BGRO
A330-200_AirFrance_400x263

Das französische Flugunfallbüro gab heute erste Details von der Auswertung des Flugdatenschreibers und des Stimmenrecorders bekannt.

Der Airbus A330 war auf Flugfläche 350 (10.650 m) mit einer Geschwindigkeit von Mach 0,82 unterwegs. Die Maschine war korrekt beladen und zum Unfallzeitpunkt 205 Tonnen schwer. Der A330-200 wurde durch den Autopiloten und der automatischen Schubkontrolle gesteuert, im Cockpit befanden sich auf dem linken Sitz ein erfahrener Cruise Captain (Copilot der während des Reisefluges den Jet auf dem linken Sitz als Kommandant fliegen darf) und auf dem rechten Sitz der Copilot. Der Kapitän verabschiedete sich etwa 15 Minuten vor dem Absturz von den beiden Piloten, um seine vorgeschriebene Ruhepause zu absolvieren.

Die Piloten befanden sich in den Wolken und rechneten mit Turbulenzen, die von der Subtropenfront her rührten, alles sah nach einem ganz normalen Flugverlauf über dem Südatlantik aus. Der Cruise Captain informierten noch die Kabine, dass es während den nächsten Minuten turbulenter zugehen werde als im normalen Reiseflug. Die Piloten reduzierten wegen den stärker werdenden Turbulenzen die Geschwindigkeit auf Mach 0,8, um die Maschine zu schonen. Sie probierten den Gewitterzellen auch mit kleineren Kurskorrekturen auszuweichen, stuften die Situation zunächst noch nicht als abnormal ein und flogen ruhig und konzentriert weiter.

Etwa vier Minuten nachdem die Cockpitbesatzung über die aufkommenden Turbulenzen informierte schaltete sich der Autopilot und die automatische Schubkontrolle selbständig aus, der Copilot übernimmt die Steuerung der Maschine manuell, die Maschine kippte nach rechts ab und der Copilot korrigierte die Maschine korrekterweise nach links und erhöhte zudem den Anstellwinkel, um den Sinkflug zu stoppen. Auf dieses Manöver folgte zweimal die Überziehwarnung, die Datenschreiber zeigten auf, dass zu diesem Zeitpunkt die angezeigte Geschwindigkeit auf der linken Seite des Cruise Captain rasch von 275 Knoten auf 60 Konten fiel. Die Geschwindigkeit auf den Notinstrumenten folgte rasch der Primäranzeige auf der linken Seite.

Die Geschwindigkeit auf der rechten Seite des fliegenden Copiloten wurde von den Datenaufzeichnungsgeräten nicht aufgezeigt, daher bleibt verborgen, welche Anzeige der Flying Pilot hatte. Die Piloten realisierten die Probleme mit den Geschwindigkeitsanzeigen und probierten die Maschine wieder unter Kontrolle zu bekommen, diese ersten korrektiven Manöver dauerten lediglich 45 Sekunden. Der Cruise Captain ruft den erfahrenen Kommandanten herbei, da die Situation anscheinend schwer zu kontrollieren war. Das Flugzeug kam nach etwa 1 Minute und 35 Sekunden in einen komplett vertrimmten und überzogenen Flugzustand, kippte nach rechts ab und stürzte in einem stabilen wohl von rechts auf links und vice versa oszillierenden Trudelzustand (oder Spiralsturz) ab.

Bereits vor dem Trudelvorgang (oder Spiralsturz) zeigten alle Instrumente des A330 keine Fluggeschwindigkeit mehr an. Die Maschine befand sich wie ein welkes Blatt in einer flachen Trudelbewegung (oder Spiralsturz) mit extrem hohem Anstellwinkel und stürzte dem Meer entgegen.

Die beiden Piloten probierten weiterhin den A330 aus dieser unkontrollierten Fluglage herauszumanövrieren, dies ist ihnen leider nicht gelungen. Der A330 befand sich während 3 Minuten und 28 Sekunden in diesem Flugzustand mit einer Sinkrate von durchschnittlich 9.000 bis 11.000 Fuss pro Minute, bevor sie auf dem Meer aufschlug.

Die französischen Flugunfallermittler stellten diese Datenaufzeichnungen und erste Analyse zur Verfügung, haben es jedoch tunlichst vermieden, den Unfallhergang zu kommentieren. Es gilt nun abzuwarten, was die Unfallermittler vorschlagen, um solche Unfälle in Zukunft vermeiden zu können.

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