Mikoyan-Gurevich MiG-9

01.11.2014 EK
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Mikoyan-Gurevich MiG-9, Land: Russland Die MiG-9 war eine MiG-3 mit stärkerem Triebwerk. Die geforderten Leistungen konnten mit dem neuen Motor nicht erfüllt werden, daher blieb es bei der Nullserie. Spannweite: 10,20 m, Länge: 8,08 m, Geschwindigkeit: 565 km/h.

Mit der Mitteilung SNK 1238-517 vom 9. Mai und 1246-520 vom 10. Mai 1941 erhielten die Chefkonstrukteure A.I.Mikoyan, N.N. Polikarpov, P.O.Suchoi und A.S. Yakovlev die Information, dass der Serienbau des luftgekühlten 14-Zylinder-Doppelstern-Motors M-82 im Motorenwerk Nr. 19 in Perm begonnen hat. Mit dem Befehl NKAL 438 vom 13. Mai 1941 wurden sie angewiesen, den Motor für ihre laufenden Konstruktionen zu verwenden. Man entschied gleichzeitig, die im Serienbau befindliche MiG-3 versuchsweise auf den M-82 umzurüsten. Der Erstflug, des zur Unterscheidung von den Serienmaschinen als MiG-9 bezeichneten Prototyps, hatte bis zum 1. Juli 1941 stattzufinden. Dazu war die gesamte Motoraufhängung, die Abgasanlage, die Motorverkleidung und die Waffenanlage umzukonstruieren. Ebenfalls neu waren der Ölkühlereinbau als Tunnelkühler unter dem Rumpfvorderteil und die Luftschraube AW-5-127A. Wegen des größeren Motors mußte der Querschnitt des Rumpfvorderteils geändert werden und wegen des höheren Gewichts des M-82 verschob sich der Schwerpunkt, so dass auch der Tragflügelholm um 100 mm angehoben und das Rumpfheck verlängert und verstärkt wurden. Am 18. Mai 1941 erhielt man den ersten M-82 und Mitte Juni 1941 waren die Konstruktionsänderungen abgeschlossen und das erste Versuchsmodell befand sich in der Fertigung. Dabei änderte man auch noch die Tankanlage, weil der neue Motor einen deutlich höheren Verbrauch hatte und die Reichweite nicht verringert werden sollte. Unverändert waren Tragflächen, Leitwerk, Rumpfheck, Kabine und Fahrwerk der MiG-3 beibehalten worden. Die Maschine war ein einsitziger Tiefdecker in Gemischtbauweise mit einziehbarem Spornradfahrwerk.

Erprobung und Einsatz der MiG-9

Rechnerisch hatte man eine Höchstgeschwindigkeit von 630 km/h in 5.000 m und von 530 km/h in Bodennähe ermittelt. Im Sommer 1941 war die erste MiG-9, noch ohne Bewaffnung, mit der Werksnummer 6501 fertiggestellt und am 23. Juli 1941 startete Testpilot M.I. Marzeljuk zum Erstflug. Am 25. August kam das zweite Exemplar mit eingebauten Bordwaffen unter der Werknummer 6502 in die Erprobung. Die Flugerprobung dieser Maschine führte Testpilot A. P. Yakimov durch. Schnell zeigte sich, dass die MiG-9 die errechneten Flugleistungen nicht bringen würden, außerdem gab es Probleme mit dem Vergaser und der Kühlung des Motors durch die enganliegende NACA Haube. Die verwendete Luftschraube AW-5L-156 entsprach in ihrem Wirkungsgrad nicht der ursprünglich vorgesehenen AW-5-127A.
Die maximale Geschwindigkeit lag lediglich bei 540 km/h in 5.000 m, in Bodennähe erreichte man nur 465 km/h. Die Landegeschwindigkeit von 140 km/h wurde ebenfalls als zu hoch eingestuft und die Stabilität um die Hochachse musste auch bemängelt werden. Im September 1941 untersuchte man den ersten Prototyp 6501 im großen Windkanal T-104 am ZAGI in Moskau. Dort empfahl man die Veränderung der Motorverkleidung, der Abgasanlage und verschiedener anderer Bauteile. Inzwischen hatte man im Flugzeugwerk 1 in Kuibyschev bereits die Vorbereitungen zur Aufnahme der Serienfertigung eingeleitet und drei weitere Nullserienmaschinen, die Werknummern 6503, 6504 und 6505 gefertigt, ehe die Weisung zur Beendigung der MiG-9 Herstellung kam. Die nach den Windkanalergebnissen überarbeitete 6501 hatte auch nur 565 km/h in 5.000m erreicht und war damit langsamer als die serienmäßige MiG-3. Die restlichen vier Maschinen wurden auch auf diesen Stand gebracht und nach einer weiteren Erprobung zum militärischen Einsatz bei der 260. Staffel der 7. Luftflotte an der karelischen Front eingesetzt. Die Maschine 6502 kam zur weiteren Erprobung in ein Testzentrum der Luftstreitkräfte bei Kuibyschev. Anfang 1944 war keine der insgesamt gebauten fünf Maschinen mehr vorhanden. Auch die Weiterentwicklung zur I-210 verlief erfolglos. Es gelang dem OKB 155 unter der Leitung von Mikoyan und Gurevich während des gesamten Krieges nicht, ein erfolgreiches Nachfolgemodell der MiG-3 zu entwickeln und in den Serienbau zu bringen.

MiG-9 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Mikoyan-Gurevich MiG-9 (I-210)
Land: Ehemalige Sowjetunion
Verwendung: Jagdflugzeug
Triebwerk: ein luftgekühlter 14-Zylinder-Doppel-Sternmotor M-82 (später als Shvetsov Ash-82 bezeichnet) mit verstellbarem Dreiblatt-Metall-Propeller AW-5-127A
Startleistung: 1.700 PS (1.252 kW)
Dauerleistung: 1.300 PS (958 kW) in 4.500 m
Besatzung: 1 Mann
Erstflug: 23. Juli 1941

Spannweite: 10,20 m
Länge: 8,08 m
größte Höhe: 3,50 m
Propellerdurchmesser: 3,00 m
Propellerfläche: 7,07 m²
Spurweite: 2,86 m
Flügelfläche: 17,44 m²
V-Form: Außenflügel +5,25°
Streckung: 5,97
Leermasse: 2.762 kg
Startmasse normal: 3.382 kg
Startmasse maximal: 3.525 kg
Tankinhalt: 488 Liter
Flächenbelastung:202,12 kg/m²
Leistungsbelastung: 2,07 kg/PS (2,81 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 475 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 5.000 m: 565 km/h
Marschgeschwindigkeit in 5.000 m: 530 km/h
Landegeschwindigkeit: 108 km/h
Gipfelhöhe: 8.700 m
Steigleistung: 14,8 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 1,2 min
Steigzeit auf 5.000 m: 6,75 min
Reichweite normal: 560 km
Reichweite maximal: 700 km
Flugdauer: 1,5 h

Bewaffnung: drei 12,7 mm Maschinengewehre UBS mit je 200 Schuss und zwei 7,62 mm Maschinengewehre ShKAS mit je 650 Schuss
Bombenlast maximal: 2x 50 kg

Text: Eberhard Kranz

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