Messerschmitt Me 323

01.11.2014 EK
me323_200

Messerschmitt Me 323, Land: Deutschland Der Messerschmitt Me 323 Gigant war das grösste Transportflugzeug im Zweiten Weltkrieg. Die sechsmotorige Maschine konnte jedoch nur bei absoluter Luftherrschaft sorglos eingesetzt werden. Spannweite: 55,0 m, Länge: 28,50 m, Maximale Nutzlast: 12.000 kg.

Die guten Erfahrungen die man mit den Großraumlastenseglern Me 321 an allen Fronten gemacht hatte, gaben 1941 den Ausschlag die Maschinen für den Eigenstart zu motorisieren, da der Troika-Schlepp durch drei Bf 110 viel zu riskant und von dem einzigen geeigneten Schleppflugzeug, der Heinkel He 111Z, nur eine ganz geringe Stückzahl zur Verfügung stand. Um die Me 321 zu motorisieren, mussten verschiedene Änderungen und strukturelle Verstärkungen vorgenommen werden. Die Maschine war ein sechsmotoriger, abgestrebter Schulterdecker mit aufklappbarem Bug, geländegängigem Mehrradfahrwerk und Zentralleitwerk, wobei die Höhenflossen zum Seitenleitwerk und zum Rumpf hin abgestrebt waren. Der Rumpf mit rechteckigem Querschnitt bestand aus einer Stahlrohrkonstruktion über der sich ein Holzformgerüst befand, das komplett mit Stoff bespannt war. Der Bug bestand aus zwei seitlich aufklappbaren Türen, die den gesamten Laderaumquerschnitt von 10 m² freigaben. Die beiden Pilotensitze mit Doppelsteuer waren im gepanzerten Führerraum nebeneinander angeordnet. Der Funker saß im Holm an der linken Seite und die beiden Bordingenieure, die je für die drei Motoren einer Seite verantwortlich waren, hatten ihren Platz in der jeweiligen Flügelwurzel.
Die Ladekapazität betrug maximal 12 Tonnen, das entsprach einem kompletten 8,8 cm Flakzug oder 52 Fässern mit je 250 Liter Treibstoff oder 130 voll ausgerüsteten Soldaten oder 60 Verwundeten. Die Tragflügel waren dreiteilig, wobei das Mittelstück alle sechs Motoren aufnahm und zum Rumpf hin mit je einem I-Stiel abgestrebt war. Die Außenflügel waren freitragend am Mittelstück befestigt. Die Holme waren ein viereckiges verschweißtes Stahlrohrfachwerk an dem die Rippen aus Holz montiert waren. Der Mittelflügel war komplett mit Sperrholz verkleidet, die Außenflügel hatten Sperrholznasen, der Rest war stoffbespannt. Die gesamte Flügelhinterkante war als Klappen ausgebildet, außen je zweiteilige Querruder, am Mittelflügel als vierteilige Landeklappe. Die Querruder hatten kombinierte Servo-Trimmklappen, die je von einem Elektromotor angetrieben wurden. Das Fahrwerk war ein starres geländegängiges Mehrradwagenfahrwerk mit je fünf Rädern pro Rumpfseite hintereinander. Es hatte eine kastenförmige Verkleidung. Die drei vorderen Räder arbeiteten über einen Hebel auf Öldruckzylinder, die beiden hinteren gemeinsam auf eine Feder. Die hinteren drei Räderpaare wurden pneumatisch gebremst. Das Leitwerk war eine Holzkonstruktion mit hydraulisch verstellbarer Höhenflosse. Der erste Prototyp Me 323 V1 hatte vier Gnome Rhone 14N Doppelsternmotoren mit je 990 PS Startleistung. Diese erwiesen sich aber als zu schwach. In der Folge wurden elf weitere Prototypen gebaut, die verschiedene Motoren und Fahrwerkanordnungen besaßen. 1942 lief dann die Serienfertigung in Leipheim und Obertraubling mit der Me 323 D an. Ab Mitte 1943 folgte die Me 323 E mit stärkeren Motoren und einer verstärkten Abwehrbewaffnung, die aus zwei zusätzlichen Waffentürmen HDL 151/20 auf dem Mittelflügel bestand. Eine Me 323 E-2 wurde zu einem Flakkreuzer umgebaut und als WT (Waffenträger) bezeichnet. Die Bewaffnung bestand aus elf 20 mm Maschinenkanonen MG151/20 und vier 13 mm Maschinengewehren MG 131. Diese Maschine sollte Begleitschutz für die Me 323 Staffeln fliegen. 1943 wurde die Weiterentwicklung und technologische Betreuung von Messerschmitt an den Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen übergeben. Hier entstand als letzte Version die ZMe 323 F mit sechs Jumo 211 R mit je 1.340 PS Startleistung, die aber nicht mehr zum Einsatz kam. Bis Mitte 1944 verließen insgesamt 201 Me 323 aller Versionen die Fertigungshallen. Bei den Transportgeschwadern wurden sie unter den schwierigsten Bedingungen an allen Fronten eingesetzt und bewährten sich überall. Der große Nachteil der Konstruktion, der schon beim Lastensegler Me 321 aufgetreten war, waren die enorm hohen Steuerdrücke von bis zu 80 kg, die über die ganze Fertigungszeit nicht reduziert werden konnten. Weiterhin neigte der Tragflügel zum Schwingen und die Sperrholz-Stoff-Verkleidung war nicht witterungsbeständig. Trotzdem war die Me 323 der größte und wahrscheinlich auch einer der erfolgreichste Transporter des Zweiten Weltkrieges. Viele hier erstmals verwirklichte Ideen, wie aufklappbaren Rumpfbug, mehrrädriges, geländegängiges Wagenfahrwerk an den Rumpfseiten, verstellbarer Lastraum mit eingebautem Flaschenzug u.a. sind heute bei modernen Transportflugzeugen zum Standard geworden.

Messerschmitt Me 323 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Me 323 D-6

Land: Deutschland
Verwendung: Transportflugzeug
Triebwerk: sechs luftgekühlte 14 -Zylinder-Doppelsternmotor Gnome-Rhone 14 N48/49 mit Dreiblatt-Metall-Verstellpropeller Ratier
Startleistung: je 990 PS (730 kW)
Dauerleistung: je 865 PS (637 kW) in 3.500m
Besatzung: 7 Mann
Erstflug: 1942

Spannweite: 55,00 m
Länge: 28,50 m
größte Höhe: 10,20 m
Propellerdurchmesser: 3,30 m
Propellerfläche: 8,55 m²
Spurweite: 4,35 m
Flügelfläche: 300,00 m²
V-Form:
Flügelstreckung: 10,08
Laderaumlänge: 11,00 m
Laderaumbreite: 3,15 m
Ladefläche: 34,65 m²
Laderaumvolumen: 100m³
Nutzlast: 12.000 kg
Leermasse: 27.330 kg
Startmasse normal: 43.000 kg
Startmasse maximal: 45.100 kg
Kraftstoff: 10.740 Liter in sechs selbstschließenden Flächentanks
Schmierstoff: 250 Liter
Flächenbelastung: 150,33 kg/m²
Leistungsbelastung: 7,59 kg/PS (10,31 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 285 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.000 m: 292 km/h
Marschgeschwindigkeit in 3.500 m: 250 km/h
Landegeschwindigkeit: 155 km/h
Gipfelhöhe: 4.500 m
Steigleistung: 4,3 m/s
Steigzeit auf 1000 m: 4,5 min
Steigzeit auf 3000 m: 16,2 min
Reichweite normal: 1.100 km
Reichweite maximal: 1.550 km bei reduzierter Zuladung
Startstrecke: 800 m
Landestrecke: 725 m
Flugdauer: 5 h

Bewaffnung: fünf 13 mm Maschinengewehre MG 131 mit je 675 Schuss

Text und Technische Daten: Eberhard Kranz

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