Fieseler Fi 99 Jungtiger

01.11.2014 EK
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Fieseler Fi 99 Jungtiger, Land: Deutschland Der Fi 99 wurde bei Fieseler 1933 für den Europarundflug in Auftrag gegeben und anschließend als Reiseflugzeug in einer kleinen Serie gefertigt. Im Krieg wurden die Maschinen als Verbindungsflugzeuge eingesetzt. Spannweite: 10,70 m, Länge: 7,90 m, Geschwindigkeit: 236 km/h.

1933 erhielt der Flugzeugbau Gerhard Fieseler in Kassel-Waldau vom Reichsluftfahrtsministerium (RLM) den Entwicklungsauftrag, für den Europarundflug 1934 ein wettbewerbsfähiges Flugzeug modernster Bauart zu schaffen. Chefkonstrukteur Reinhold Mewes entwickelte daraufhin einen einmotorigen, viersitzigen Kabinentiefdecker in Gemischtbauweise mit festem Heckspornfahrwerk. Das RLM erteilte nach Prüfung der eingereichten Projektunterlagen einen Bauauftrag über fünf Maschinen und vergab die Typenummer 8-97. Die Maschinen bewährten sich beim Europarundflug 1934 und erwiesen sich als die besten deutschen Flugzeuge des Wettbewerbs. Anfang 1938 leitete man bei Fieseler aus der Grundidee der Fi 97 eine zweisitzige Sport- und Übungsmaschine ab, die vom RLM die Typennummer 8-99 zugewiesen bekam. Bei Fieseler erhielt das neue Modell die Bezeichnung Fi 99 Jungtiger. Die Konstruktion war erneut von Reinhold Mewes.

Konstruktionsmerkmale der Fieseler Fi 99 Jungtiger

Die Fi 99 war ein einmotoriger, freitragender zweisitziger Tiefdecker in Gemischtbauweise mit festem Heckradfahrwerk. Der Rumpf war eine geschweißte Stahlrohrkonstruktion, die mit Stoff bespannt war. Die beiden Sitze für Flugzeugführer und Passagier waren hintereinander angebracht und mit einer großzügig verglasten Kabinenabdeckung, die im Notfall abgeworfen werden konnte, versehen. Der Rumpf nahm den Kraftstofftank auf und war mit einem Brandschott gegen den Motorraum abgeschirmt. Die Motoraufhängung bestand aus zwei Leichtmetallgußteilen. Die Motorverkleidung bildeten tiefgezogene Duralblechteile. Als Triebwerk wurde ein luftgekühlter hängender Sechszylinder-Reihenmotor Hirth HM 506 mit 160 PS Startleistung verwendet, der eine starre zweiblättrige Holzluftschraube antrieb. Die zweiholmigen Tragflächen waren zweiteilig in Holzbauweise ausgeführt und bis zum Hinterholm mit Sperrholz verkleidet. Der restliche Tragflügel war stoffbespannt. Zwischen den in Holzbauweise ausgeführten stoffbespannten Querrudern und dem Rumpf befanden sich wirkungsvolle Spreizklappen. Das Leitwerk war ein verspanntes Normalleitwerk, wobei die Seitenflosse eine stoffbespannte Stahlrohrkonstruktion war, während die Höhenflosse eine stoffbespannte Holzkonstruktion darstellte. Sie war gegen den Rumpf und zur Seitenflosse mit Stahldrähten verspannt. Sämtliche Ruder waren stoffbespannte Holzkonstruktionen. Das starre Fahrwerk verfügte über mechanisch bremsbare Haupträder, die an freitragenden, aerodynamisch verkleideten Federbeinen befestigt waren. Das nicht einziehbare, gefederte Heckrad war um 360 Grad drehbar.

Erprobung und Einsatz der Fieseler Fi 99 Jungtiger

Mitte Juni 1938 war die erste Maschine mit der zivilen Kennung D-EPWD fertiggestellt und absolvierte in Kassel-Calden ihre Bodenerprobung. Sie war ganz in RLM 63 (grau) gespritzt, lediglich der Motorbereich wurde in schwarz gehalten. Am 26. Juli 1938 startete sie zu ihrem Erstflug, der ohne Beanstandungen verlief. Da bei der Entwicklung der Fi 99 die zivile Verwendung im Vordergrund gestanden hatte, war es im Herbst 1938 nach Abschluß der Flugerprobung und der Erteilung des Lufttüchtigkeitszeugnisses am 14. Oktober 1938 bereits klar, daß von dieser Maschine keine großen Serien gebraucht würden. Fieseler erhielt einen Kleinserienauftrag über 30 Maschinen, die für das NS Fliegerkorps vorgesehen waren. Bei Kriegsbeginn wurden diese Maschinen als Kurier- und Stabsverbindungsflugzeuge eingesetzt. Der Serienbau wurde bei Kriegbeginn mit der Auslieferung der 22. Maschine abgebrochen. Die Gerhard Fieseler Werke stellten in Großserie die Fi 156 Storch und als Lizenznehmer die Messerschmitt Bf 109 E her.

Fieseler Fi 99 Jungtiger (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Fieseler Fi 99 Jungtiger

Land: Deutschland
Verwendung: Sport- und Reiseflugzeug
Triebwerk: ein luftgekühlter hängender Sechszylinder ?Reihenmotor Hirth HM 506A mit festen Zweiblatt-Holzpropeller
Startleistung: 160 PS (118 kW)
Dauerleistung: je 128 PS (94 kW) in 2.500 m
Besatzung: 2 Mann
Erstflug: 26. Juli 1938

Spannweite: 10,70 m
Spannweite Höhenflosse: 3,10 m
Länge: 7,90 m
größte Höhe: 2,15 m
Propellerdurchmesser: 2,20 m
Propellerfläche: 3,80 m²
Spurweite: 1,96 m
Radgröße: 465 x165 mm
Flügelfläche: 16,80 m²
V-Form: +6°
Pfeilung:
Streckung: 6,74
Bruchlastvielfaches: 7,2
Wurzeltiefe: 1,95 m
mittlere Flächentiefe: 1,65 m
Endtiefe: 1, 15 m
Leermasse: 555 kg
Startmasse normal: 875 kg
Startmasse maximal: 915 kg
Nutzlast: 320 kg
Tankinhalt: 163 Liter
Schmierstoffbehälter: 4 Liter
Kraftstoffverbrauch: 18,7 Liter/100 km
Schmierstoffverbrauch: 0,4 Liter/100 km
Flächenbelastung: 54,46 kg/m²
Leistungsbelastung: 5,72 kg/PS (7,78 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 228 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.000 m: 236 km/h
Reisegeschwindigkeit in 3.000 m: 223 km/h
Landegeschwindigkeit: 72 km/h
Gipfelhöhe: 6.250 m
Steigleistung: 5,3 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 3,4 min
Steigzeit auf 2.000 m: 7,5 min
Steigzeit auf 3.000 m: 12,5 min
Reichweite normal: 760 km
Reichweite maximal: 830 km
Flugdauer: 3,75 h
Startstrecke: 170 m
Landestrecke: 150 m

Text: Eberhard Kranz

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